Ausgangslage und Ziel der Methode

Der Design Sprint ist ein ursprünglich von Google Ventures entwickelter Prozess zur effizienten Generierung, Testung, und Umsetzung innovativer Ideen und Konzepte zur Lösung bestehender Probleme. Der Prozess ist dabei in fünf aufeinanderfolgende Stufen aufgeteilt, die in der Regel an fünf aufeinanderfolgenden Tagen ganztägig in cross-funktionalen Teams durchlaufen werden. In unserem Anwendungsfall haben wir den Design Sprint auf fünf aufeinanderfolgende Wochen ausgeweitet und die Methode gemeinsam mit Studierenden im Rahmen eines Seminars zu digitalem Unternehmertum angewendet.

Vorgehensweise: Die 5 Schritte des Design Sprints

Grundsätzlich wird der Design Sprint in fünf aufeinanderfolgende Arbeitsschritte aufgeteilt: (1) Map, (2) Sketch, (3) Decide, (4) Prototype, (5) Test. Nachfolgend werden diese Schritte näher erläutert.

1. Map

Zu Beginn des Prozesses wird ein übergreifendes langfristiges Ziel definiert, auf das im Rahmen des Design Sprints hingearbeitet werden soll. Zusätzlich zu diesem übergreifenden Ziel werden eine oder mehrere enger gefasste Sprintfragen definiert, die am Ende des Design Sprints mit ausgearbeiteten Ideen oder Konzepten beantwortet werden sollen. Zudem findet eine Befragung von ExpertInnen verschiedener Bereiche statt, um ein besseres Problem- und Umsetzungsverständnis zu erlangen. Anschließend werden mit verschiedenen Kreativitätstechniken (z.B. individuelles Brainstorming mit nachfolgendem Ideenclustering) aussichtsreiche Handlungsfelder identifiziert und im Produktions- und Produktlebenszyklus verortet („Mapping“). Abschließend wird ein einflussreicher Schlüsselprozess identifiziert, an dem der Design Sprint zur Problemlösung ansetzen soll.

2. Sketch

Im zweiten Prozessschritt werden individuell kreative Lösungsskizzen angefertigt und in der Gruppe vorgestellt. Die Teilnehmenden recherchieren zunächst je drei Lösungsbeispiele von anderen Unternehmen oder Organisationen, die ähnlichen Problemen gegenüberstehen, und stellen diese in der Gruppe vor. Alle Teilnehmenden wählen danach ihr bestes Lösungsbeispiel aus, variieren es in weiteren Kreativmethoden („Crazy 8“) und beziehen es auf die konkrete Sprintfrage, um durch Kombination neue Ideen zu generieren. Als Ergebnis des zweiten Schrittes erstellen alle Teilnehmenden eine individuelle, anonyme Lösungsskizze für die konkrete Sprintfragestellung.

3. Decide

In diesem Schritt werden den Teilnehmenden alle anonymen Lösungsskizzen vorgelegt, ohne sich untereinander auszutauschen („Art Museum“). Alle Teilnehmenden verteilen anonym mehrere Stimmen für die ihrer Meinung nach besten Lösungsskizzen („Heat Map“), gefolgt von einer zeitlich begrenzten Diskussionsrunde zu jeder Lösungsskizze („Speed Critique“). Abschließend erhalten die Teilnehmenden je eine finale Stimme („Straw Poll“), mit der die besten Lösungsskizzen ermittelt werden. Die besten Lösungsskizzen werden im Design Sprint weiterverfolgt und konkretisiert („Storyboard“).

4. Prototype

Basierend auf zuvor erstellten Storyboards der Lösungsskizzen werden in diesem Schritt Prototypen der finalen Lösungskonzepte und -ideen entwickelt, z.B. in Form von Websites, Apps, Videos, Designs, realen Produkten, etc. In diesem Schritt werden die theoretischen Konzepte zu praktischen Produkten transformiert und für einen realen Test mit potentiellen KundInnen vorbereitet.

5. Test

Die zuvor entwickelten Prototypen der Lösungsskizzen werden abschließend in

qualitativen Interviews und User-Experience-Tests mit potentiellen KundInnen getestet und besprochen. Das Ziel dieses Schrittes ist es, die Lösungsidee mittels realem KundInnenfeedbacks iterativ zu verbessern und durch die Einbeziehung externer Stakeholder und dem damit verbundenen Perspektivwechsel zuvor unbeachtete Aspekte der Lösungsskizze zu identifizieren und anzupassen. Nachdem alle relevanten Rückmeldungen aus den KundInneninterviews umgesetzt und angepasst wurden, wird die finale Lösungsskizze als Ergebnis des Design Sprints erstellt und den Entscheidungsträgern im Unternehmen präsentiert.

In der Praxis

Im Rahmen eines Universitätsseminars haben sich Masterstudierende in einem Design Sprint der Challenge unseres Projektpartners DBL Marwitz gestellt: „Wie adressieren wir unsere Kunden im Handwerk über digitale Kanäle?“ Erste Interviews halfen den Studierenden, schnell einen Einstieg in das Thema zu finden und einen Eindruck der digitalen Mediennutzung unter Handwerkern zu gewinnen. Im Folgenden recherchierten sie bestehende Lösungen, um im nächsten Schritt darauf aufbauend eigene Ideen zu entwickeln und die besten für das Prototyping auszuwählen. Diese Prototypen wurden dann mit Handwerkern getestet. Dieses Feedback war unerlässlich, um die Lösungen noch einmal zielgruppengerechter anpassen zu können. In einem Pitch präsentierten die studentischen Arbeitsgruppen ihre Ideen, die von einer Anzeigenkampagne auf ausgewählten Plattformen, einem Youtube-Video zum Thema „Respekt fürs Handwerk“ bis hin zu unterschiedlichen Plattformkooperationen reichten.

„Wir waren begeistert! Begeistert, wie intensiv sich in unsere Dienstleistung eingearbeitet wurde und welche neuen Ideen uns präsentiert wurden. Jetzt stehen wir vor der Qual der Wahl, welche dieser Ideen wir umsetzen.“

Katrin Perczynski, Geschäftsleitung DBL Marwitz

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